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16.03.2015
"Weil mia sejwa ned normal san ..."
Darum gab es heuer in Innernzell schon den vierten Starkbieranstich beim Ertl mit dem Herminator

Von Hermann Haydn
Innernzell.
„Normal is des ned!“ meint der Herminator, in zivil der Hermann Wurstbauer. Dass es in Innernzell so viel Stoff gibt, der sich das Jahr über humoristisch und satirisch nicht aufarbeiten hat lassen, dass es schon wieder für eine anständige Fastenpredigt reicht. Aber so wird ihm auch in Zukunft die Aufgabe bleiben, im Saal des Gasthofs Ertl wieder anständig vom Leder zu ziehen, so wie vergangenen Samstag. Zwei Stunden lang dauerte es, und da musste er schon flott predigen.
„Owa wahrscheinlich is des akrat a so, weil mia sejba ned normal san.“
Voll besetzt war der ganze Saal  und noch bis  hinein in die Wirtsstube reckten sich die Köpfe und Ohren zum Predigerpult, wer alles was abbekommen würde.  Zuvor, dazwischen und danach spielte die Innernzeller Blasmusik unter der Leitung von Max Halser, der als „Sedlbauer-Chef“ der „bestbezahlte Blasmusi-Leiter“ sei, dafür aber weiterhin „dahoam von der Helga die Flötentöne beigebracht“ bekäme.

Der Herminator Hermann Wurstbauer konnte es kaum glauben, wie viel Stoff zum Derblecken ihm die Zeller Gmoa im  vergangenen Jahr wieder lieferte. Es reichte für zwei deftige Stunden Predigt; und da musste er sich schon auf die größten Schnitzer und „Hauer“ konzentrieren.

Von ihm über bekannte Ortsprominenz bis zum „fehlenden“ Bürger wurde eine beherzte Satire ausgegossen und der „Herminator“ ließ selbst sich nicht ungeschoren, was etwa seine Fahrkünste betraf. Bei einer Beinahe-Frontal-Begegnung aus Ablenkungsgründen sei er fast dem Füller Sepperl rein gerauscht. Es ist zwar noch gut gegangen. Aber der Sepperl habe gesagt, wenn er nicht seine Mare dabei gehabt hätte, wegen dem „bluats Wurstbauer hätt i koan Meter ned bremst“.
Ansonsten teilte der Herminator kräftig aus. Nur zum Bürgermeister Josef Kern musste er die Predigt noch radikal umschreiben und kürzen, weil ein Trauerfall in der Familie in letzter Minute Teilnahme und das „Derblecken“ des Ortsoberhauptes verbot. Auf das Ratsgeschehen konnte er aber dennoch eingehen. Man könnte im Beratungszimmer eine Kinderkrippe einrichten. Denn das Verhalten sei ja ähnlich. Da erinnere die Sitzung schon mal an eine Wagner-Oper: "Sie haben wunderbare Momente, aber fürchterliche halbe Stunden." Und wenigstens zur Wahl konnte er sich die Bemerkung vom Wahlabend und zum Gegenkanditaten selbst nicht verkneifen: "Da werd er (Sepp Kern) heut ins Trophäenzimmer geh´und an Ilgmeier afhänga."

Die Innernzeller Blasmusik umrahmte fesch und fröhlich das Starkbierfest im  Ertl-Saal mit Volksmusik und Prosit der Gemütlichkeit.

Zurückgezogen hat sich aus der Politik ja eher der Günther Karl, weshalb er vielleicht keinen ausreichenden Promi-Status mehr hat. Denn als er in Deggendorf eine Besichtigung der Eishalle begonnen hatte, sei er vom Stadionordner daran gehindert worden: „Du kommst hier ned rein!“ Darauf der Karl Günther etwas nervös: „Moment amoi, mir g‘hert des Stadion.“ Und der Ordner: „Jaja, do kannt ja jeder kemma. I kenn de ned und drum bleibst draußt!“ Das Problem hätte die Anni Sigl , die berühmte Obstbayerin dahier nicht gehabt, so der Herminator: „I mecht wettn, d‘Sigl Anne wenn‘s gwesen wär, die hättn‘s eine lossn; sogar barfüßig!"
Neben den überregional bekannteren Gesichtern wurde auch vielen lokalen Größen der Kopf gewaschen. So viel Platz wie alleine Spitznamen und dazu Ereignisse gefallen sind, wäre hier schon gar nicht Platz. Zu erwähnen wäre aber in jedem Fall der Beff, größter Bauer der Gmoa, weil er 1,98 Meter groß ist. Der kam beim Herminator besonders oft zum Zug. Etwa bei einem Kirchenbesuch in letzter Minute und dann in erster Reihe. "Da hat der Mühlweber de ganze Kirch an Hernn Pfarrer net zu Gesicht kriagt."

Herminator und der Beff, der größte Bauer weit und breit.

Aber noch zu ein paar weiteren Innernzeller Punkten mit Strahlkraft über den Ort hinaus:
"Die Tour de Zeij" (Innernzell) soll ja schon berühmt sein, weil da die Wirtshauskultur noch gestärkt werde. "13 Teilnehmer und 198 Hoibe; do sogts na amoi unsere Jugend bringt nichts zam!"
Auch die Dorfgemeinschaften wurden "lobend" erwähnt, wie der Bärndorfer Breitband-Bautrupp vom Faschingszug. "Wo bitte brauchen die Hillibillies do drom auf'm Berg a Internet? De soin zerst amoi s'Telefoniern gscheid lerna." Und die Manglhamer hätten zum Maibaumaufstellen gleich drei Feiern gemacht. A paar da, ein paar dort und ein paar Baumstehler anderswo. Aber dann hätten sie gleich stolz gepostet: "Maifeier auf drei Areas. We in Manglham have fun. Come in and find out!"
Selbsbewusst sind auch die Vockinger. Aber die würden ihren Maibaum sogar im Wohnzimmer schmücken. "Entweder haben die riesige, palastähnliche Wohnräume, oder i glaub eher, der Maibaum war so kloa." Beim Faschingzug hätten sie dann auch einen dabei gehabt, der eher wie ein Schlagbaum gewirkt habe. Und die Vockinger seien dahinter etwas herum gestanden wie die Ossis vor der Wende. "Guad, ein eigenes Ortstaferl hätts iazd a ned gleich braucht." Nicht, dass die Asberger am Ende auch noch rebellieren.
Zu den weiteren Themen: ob der Edi mal wieder in Mühldorf gewesen sei. Da wäre im Radio gekommen, dass ein Blindgänger aufgetaucht sei. Eine Altlast, die noch scharf ist; das würde ja passen. Aber ob die Zündschnur lang genug ist und durch Selbstzündung ausgelöst werde ...? Der Herminator wollte es nicht noch genauer wissen. Interessiert hätte ihn aber, was in der Frauenwelt so läuft, seit erst die Leidenschaft für Literatur und jetzt für die Filmwelt ausgebrochen sei. Seit Fifty Shades of Grey seien ja die Tupper-Parties total abgekommen und dafür die Dildo-Partys in. Es würden auch Frauen beobachtet, die beim Wimschneider „Keiwestrickl“ kaufen und gar keinen Hof haben. Sie möchte ins Kino gehen und er sagt: „Owa du warst doch erst in Herbstmilch.“ Und der Beff habe sich beim Wurstbauer den Hebestand ausgeliehen. Und als er nachtelefonierte, ob er ihn noch brauche, habe der Junior gesagt: „Ja, weil er noch nicht g‘ scheid steht!“ Denn bisher hätte er ja gedacht, da ginge nicht mehr so viel in Liebesdingen, seit der im Wirtshaus sage, er müsse sich „von der Mama“ abholen lassen, wo er doch die Frau meine. Der Pfarrer habe selbst dazu erklärt, wenn die Partnerin auf die Stufe der Mutter gestellt werde, „dann geht sexuell nichts mehr!“ Aber seit es beim Raiffeisen-Lager auch Kabelbinder für die gibt, die mit Stromleitungen weniger am Hut haben ... „Sodom und Gomorrha“ konnte der Herminator da nur schimpfen. Man solle sich ein Beispiel nehmen an der tugendsamen Leitl Rosa, die „Robin Hood“ vom Zellerberg Forest, weil die mit einem 5,0-Teiler den „testosterongesteuerten Weidmännern“ das Fürchten gelehrt habe. Dafür fehle ihr aber auch der Schützenkönig zum Glück.

Noch ein Themen-Schnelldurchlauf:
Es ging darum, dass der Sparkassenautomat von Freundorf so rot leuchte, dass die Freier schon in ein vermeintliches Rotlichtviertel gelockt würden. Die Sicherheitsschleuse der Raiffeisenbank zeige immer nur ERROR, weil der Wirth Hans vom Lagerhaus immer mit „dreckige Finger“ keinen rechten Fingerabdruck zustande brächte.
Dem Sinnhuber sein verrosteter Cormick soll industrielles Weltkulturerbe werden, damit die Japaner als Touristen angelockt werden und der Pfarrer Josef Huber gehe jetzt ins Wirtshaus, damit er nach dem Schafkopfen das Grabgeld gleich persönlich kassieren kann. Also, alles wieder ganz normal unnormal in Innernzell;
Aber so macht es wenigstens Spaß. Und dass es in der Welt sonst auch nicht besser zugeht, das belegte der Herminator noch mit einer größeren Zahl an Werbesprüchen, die uns leiten und lenken. Er hatte dann Lust auf Lila Pause und eine Halbe Starkbier und: „I love to entertain you!“ Gewiss wieder in einem Jahr.





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